• Armenien


    "Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen unseren Vorurteilen auf"  - Oscar Wilde


    20.04 - 29.04.2013
    gefahrene Kilometer: 1.260,23km


    Ein Land vor das uns viele während unserer Reise gewarnt hatten. In Armenien gäbe es nur Halsabschneider und Verbrecher, hieß es. Uns wurde ständig ans Herz gelegt über die Türkei oder Azerbaidschan in den Iran weiterzureisen, da dies der sicherste Weg sei.

    Trotz all den Ratschlägen reisten wir am 20.04.2013 nach Armenien ein, wo wir eine etwas leicht katastrophale Grenze erlebten. Zur Begrüßung durften wir mit den armenischen Zollbeamten erst mal verhandeln um nicht zu viel Gebühren zu bezahlen. Nach dieser kleinen Schlacht ging es in die nächste Runde – wir benötigten noch eine Autoversicherung für unseren Aufenthalt. Nachdem das Pflichtprogramm abgearbeitet war, ging es auf dem direkten Weg zum berühmten Kloster Haghpat.

    Als wir das Kloster erreichten, war die Anlage bereits geschlossen. Uns blieb vorerst nur der Blick über die Mauern. Während wir die Infotafel studierten, sahen wir wie einige Dorfbewohner durch die Klosteranlage schlenderten. Ziemlich schnell entdeckten wir eine kleine Holztüre, die nicht verschlossen war und betraten das Gelände. Nachdem ganzen hin und her bei der Einreise war es schön, einen ruhigen Ort zu besuchen und etwas die Seele baumeln zu lassen.
    Bedauerlicherweise blieben wir nicht lange unerkannt und ein paar Dorfjugendliche gesellten sich zu uns, die fleißig Bilder machten. Irgendwie kamen wir uns schon vor wie im Zoo. Nach der Fotosession wurden wir nach Hause eingeladen und da die Jungs ein nettes Nein nicht akzeptierten, sagten wir zu, allerdings unter der Bedingung, dass wir noch eine Stunde die Anlage besichtigen würden. Bis auf die große Kapelle, die reich an alten Wandmalereien sein soll, waren alle Gebäude unverschlossen und wir konnten den Flair sowie die Größe jeden Raumes auf uns wirken lassen. Wie immer genossen wir die Stille des Klosters und waren fasziniert von der Handwerkskunst jener Zeit.

    Nach einer Stunde kamen vier der Jungs zurück. Dieses mal wollten sie uns nicht mehr zu sich nach Hause einladen sondern uns gleich an Ort und Stelle einen billigen Wodka andrehen. Wir lehnten ab und nun ging die Schnorrerei um Zigaretten und Geld los. Etwas genervt packten wir unsere Sachen und verschwanden.

    Am Folgetag ging es weiter zum Kloster Sanahin. Haghpat und Sanahin sind Geschwisterklöster mit sich ergänzenden Ensembles aus dem 10. Jahrhundert und stehen seit einiger Zeit auf der UNESCO-Liste. Ein liebenswürdiges Großmütterchen führte uns durch die schöne Anlage und wieder einmal waren wir die Einzigen die durch die historischen Bauten schritten. Es ist wirklich ein tolles Erlebnis, wenn man solche Orte in Ruhe besichtigen kann. Die Wirkung der alten Steine, der aufwendigen Verzierungen sowie die Kälte der Mauern ist eine ganz andere. Ebenfalls trägt die Stille einen enormen Anteil an dem Eindruck den man in Erinnerung behält.Kurz gesagt: es ist bewegend, wenn nur die eigenen Schritte und der eigene Atem alles ist was man hört.

    Danach ging es nach Dilidschan. Ein Ort der in Armenien unter dem Pseudonym „kleine Schweiz“ bekannt ist und angeblich der schönste Erholungsort im ganzen Lande sei. Vermutlich sind wir beide wahnsinnig blind, aber in diesem Ort sahen wir absolut nichts Erholsames und auch nicht wirklich etwas was uns an die Schweiz erinnert hätte. Die Umgebung mit den Bergen war nett, aber Dilidschan an sich war einfach nur ein Städtchen in den Bergen. Uns blieb die Schönheit dieses Ortes „verborgen“ und so fuhren wir schnurstracks zu den beiden Klosteranlage Hagharzin & Goschawank.

    Das aus dem Mittelalter stammende Kloster Hagharzin wird momentan erweitert und die Mischung zwischen alten und neuen Gemäuern mitten in den waldigen Hügeln ist den Armeniern wirklich gelungen. Es hat richtig Spaß gemacht das Kloster zu besichtigen. Neben den drei Kirchen ist der Speisesaal ein kleines Highlight bzw. die Tische und Stühle im Saal. Durch die „Holzmöbel“ fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit der Ritter und Könige.
    Goschawank ist dagegen einfach nur nett. Erstaunlich ist hier nur, dass der untere Parkplatz kostenlos und der obere (200m weiter) kostenpflichtig ist. Die Parkwächter betteln auch mehr als das sie Gebühren eintreiben und wenn man nicht genug Geld gab, wurde nach Zigaretten oder Essen gefragt. Diese Erfahrung machten wir in ganz Armenien und war teilweise ziemlich nervig.


    Nach einer erholsamen Nacht am Ufer des Sevansee ging es nun weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit: dem Sevanavank Kloster.
    Die beiden Kirchen des Klosters stehen auf einer Landzunge, die bis zum Ende des 8. Jahrhunderts eine unbewohnte Insel im See war. Durch die riesigen Bewässerungsprojekte für die Landwirtschaft während der Sowjetzeit ging dem See ein Großteil seines Volumens verloren. Man kann heute bis vor den kleinen Hügel, auf dem das Kloster steht, fahren. Auch wenn der See weniger Wasser hat als noch vor einigen Jahren, ist die Aussicht auf die umliegende Landschaft beruhigend und ein klein wenig kitschig. Vor allem wenn es wie in unserem Fall etwas geschneit hat. Nach soviel Romantik ging es nun Richtung Yerevan oder besser gesagt zu den beiden Klöstern Saghmosavank und Kloster Hovhannavank sowie zum Mt. Aragats. Bevor wir jedoch in unsere Bergsteigerklufft stiegen, lud Niko noch zu einer kleinen Slapstick-Einlage ein.

    Auf unserem Weg fuhren wir an einem weitläufigen Kunstwerk vorbei. Die aus Stein gehauenen armenischen Buchstaben gruppierten sich hinter einem künstlichen See und schmiegten sich an einen kleinen Hügel. Sofort war die Idee geboren einige Fotos zu schießen.Niko wollte natürlich Ravty direkt vor die Buchstaben stellen um so den „perfect shot“ zu bekommen. Bis heute bestreitet er, dass der Weg zu den Buchstaben mit Steinen blockiert war und es definitiv klar ist, dass man dort nur zu Fuß hin darf. „Wo Ravty durchkommt, ist auch ein Weg. Man hätte eben größere Steine hinlegen müssen!“

    Ravty kämpfte sich also durch den Schlamm - an den Steinen vorbei - bis er in der perfekten Pose vor dem Alphabet stand. Dummerweise blieb diese Aktion nicht unbemerkt und ein paar Streifenpolizisten gesellten sich zu uns. Wieder einmal wurde gepfiffen und mit den Händen gewedelt (scheint in diesen Ländern wohl ein Nationalsport zu sein).
    Zurück auf der Straße, versuchten uns die Polizisten klar zu machen, dass wir eine Straftat begangen hätten.
    „Straf....Straf...niet...cjdjvkjekfvjek“
    „ähh...do you speak deutsch?“
    „Prava (Führerschein).....Straf.....“ es wurde etwas auf Papier gekritzelt
    „100 Dollar??? Ihr spinnt doch, dass zahlen wir nicht!“
    „??? russki niet?“
    „Nö, aber Englisch gut und Deutsch auch“
    „Prava...“
    „Bravo? Ja, ist schon eine Leistung da reinzufahren.“
    „niet....100 Dollari“
    „hmmm, ok, hier sind mal unsere Pässe“
    „Prava“
    „Fahrzeugpapiere?
    „Prava“
    „Zollzettel?“
    „Prava“
    „Führerschein?!“ langsam mussten wir uns das Schmunzeln verkneifen
    „Da, 100 Dollari.....nfjenfierufhie.......50 Dollari“
    „Oh, es gibt Rabatt?“

    Wir stellten uns wieder mal dumm. Nach ein paar Minuten fing ich an Niko auf Deutsch anzupflaumen, wie doof man sein kann etc. das kleine Gezicke zeigte Wirkung und die beiden Polizisten gaben uns alles zurück, entschuldigten sich und verschwanden. Vermutlich haben Sie Niko noch bemitleidet, wer weiß wie die armenischen Frauen mit Ihren Männern umgehen wenn sie mal wütend sind. ;)

    Nach dieser Show erreichten wir noch immer grinsend unser eigentliches Ziel, den Berg Aragats mit seinem Kloster und der Festungsruine Amberd. Selbstverständlich war meiner Berggämse 2.500m zu niedrig, aus diesem Grund nahmen wir nun den Kampf mit den riesigen Schneefeldern in Angriff. Das neue Ziel war das Observatorium auf 3.300m um von dort aus den Gipfel zu stürmen. Mit Schneeketten und einer maximal Geschwindigkeit von 3,5km/h ging es bis auf 2.800m bevor Ravty sich dem Schnee geschlagen geben musste. Auch für uns war es die letzte Etappe an diesem Tag. Ein atemberaubender Sternhimmel begleitete uns in unsere Träume.

    Klirrende Kälte weckte uns am nächsten Morgen (- 6°C). Es war eine Qual sich aus den warmen Schlafsäcken zu schälen und in ein weißes Meer aus Schnee zu stampfen. Doch der Berg rief unweigerlich nach Niko. Mir blieb also nichts anderes übrig als frierend, müde und quengelig hinterdrein zu gehen. Das Wetter meinte es Anfangs wirklich gut mit uns. Strahlender Sonnenschein versüßte uns den harten Weg bis kurz vor das Observatorium. Erst als es schon in Sichtweite kam, schlug das Wetter um und ein eisiger Wind wehte uns entgegen. Zum Ostwind gesellten sich rasch Schneewolken und bittere Kälte. Bald hatten wir das Gefühl an einer Expedition in die Arktis teilzunehmen. Es fehlten eigentlich nur der Schlitten und die Huskies.
    Nach einer Zeitspanne, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, erreichten wir durchgefroren und erschöpft endlich das Observatorium. Eine weiße Hündin begrüßte uns freudig und von einer der Hütten rief uns ein Mann entgegen. Insgeheim freuten wir uns schon auf eine heiße Tasse Tee, jedoch wurden wir nur unfreundlich gefragt was wir hier wollten. Nach den Erfahrungen mit den Parkwächtern und anderen Leuten lag es uns wirklich auf der Zunge aus Scherz nach Geld oder Zigaretten zu fragen. Interessant wäre auch: „wo bitte geht’s nach Yerevan?“ :)~
    Wir verkniffen uns die netten Bemerkungen, setzten uns in den Windschatten der Hütte und machten eine kleine Vesperpause – oder Brotzeit (damit die Bayern auch was verstehen). Nach dieser kleinen Stärkung wurde das Wetter noch unbarmherziger und wir mussten uns geschlagen geben. Der lange Rückweg stand nun bevor. Als wir endlich wieder Ravty in der Ferne erkannten, lachte uns die Sonne ins Gesicht und wärmte uns.
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    Echmiadzin statteten wir nur einen kurzen Besuch ab, da wir uns für Yerevan mehr Zeit nehmen wollten. Wir erreichten die Hauptstadt Armeniens am 24.04, dem Gedenktag des Genozids. Aufgrund der Feierlichkeiten waren viele Geschäfte sowie alle Museen und öffentliche Gebäude geschlossen. Wir grüßten den deutschen Botschafter, dem fast die Augen ausfielen als er Ravty sah, und machten uns auf, eine fast leere Stadt zu besichtigen. Viel Zeit verbrachten wir an den Kaskaden des Kunstmuseums auf denen einige Kunstwerke unter freiem Himmel ausgestellt sind. Auch der Blick über die Stadt ist von hier aus beeindruckend.
    Yerevan glich an diesem Tag eher einem ruhigen Dorf, daher änderten wir kurzerhand unsere Pläne und fuhren gleich weiter zu den nächsten Sehenswürdigkeiten des Landes.......Ihr könnt Euch sicherlich schon denken was dies sein könnte.......... Richtig, ein Kloster und zwar das berühmte Wahlfahrtkloster Gegard.
    Nach dem Menschenauflauf in Gegard zog es uns magisch in die abgelegene Schlucht in der Nähe des Sonnentempels von Garni. Entlang des tosenden Flusses Azat ragen graublaue bis pechschwarze Basaltformationen zum Teil senkrecht und schier endlos in den Himmel. Das vulkanische Gestein zeigt sich hier in unterschiedlichsten Formen und teilweise sehen die sehr akkuraten sechseckigen Säulen aus, als hätten sie Bildhauer geschaffen. Wenn man etwas aufmerksam ist, findet man auch die kleine historische Brücke aus dem 11. Jahrhundert, die heute eigentlich nur noch von Wanderern und Schafen genutzt wird.
    Der kürzeste Weg wieder zurück auf unsere Hauptroute führte aus der Basaltschlucht über einen kleinen Berg. Am Bergkamm angekommen, stoppte uns eine niedliche Schranke und ein großes WWF-Schild: Naturreservat. Gerne hätten wir unseren Weg durch das Naturreservat fortgeführt, jedoch war uns der Aufwand und die Kosten dafür zu hoch. Das Reservat darf nur in Begleitung eines Guides und gegen Gebühr von 32€ besichtigt, durchfahren, durchwandert und betreten werden. Für 10km Schotterpiste war es uns einfach zu viel. Zwar wurde uns zugesichert, dass es Schneeleoparden gäbe, aber darauf wetten, dass wir welche sehen, wollte keiner. Wir kehrten daher um.
    Unsere Reise führte uns am selben Tag durch das kleine Städtchen Mxchyan in dem wir versuchten an verschiedenen Geldautomaten Geld abzuheben. Durch einen Servercrash war jedoch der Großteil der Automaten handlungsunfähig. Wir kämpften uns somit sinnlos durch das Menü um am Ende dann doch ohne Geld dazustehen. Erst der siebte Automat hatte Mitleid mit uns und spukte ein paar Scheinchen aus. Dies musste fürs Erste reichen. Voller Elan ging es nun zum nächsten Kloster. Dem Khor Virap, eine der wichtigsten Anlagen in Armenien.
    Einer Legende zufolge wurde Gregor der Erleuchtete hier 13 Jahre lang in einer Höhle eingesperrt um ihn von seinem christlichen Glauben abzubringen. Selbstverständlich konnte niemand den Glauben Gregors brechen und so ganz nebenbei heilte er seinen Peiniger König Tradt III. von einer unheilbaren Krankheit. Der König war so dankbar, dass er sofort das Christentum als Staatsreligion ausrief. Später wurde auf der Höhle das Kloster Khor Virap erbaut.
    Als wir das Kloster verlassen wollten, stürmte eine komplette Hochzeitsgesellschaft den Parkplatz. Im Nachhinein bereuen wir es, dieses Szenario nicht gefilmt zu haben. Wir haben so gelacht wie alle wild durcheinander parkten. Mitten auf der Straße, im Graben, in der Wiese, auf der Auffahrt zum Kloster und mittendrin der arme Mönch, der versuchte Herr über das Chaos zu werden. Uns taten die Bäuche schon fast weh und daher entschlossen wir uns, das ganze Spektakel noch eine Weile anzuschauen und vielleicht einen Blick auf das Brautpaar zu erhaschen.
    Gut platziert, hatten wir nun vollen Blick auf den Eingang des Klosters sowie auf die kleine Kirche.
    Die recht bunt gemischte Hochzeitsgesellschaft füllte den gesamten Innenhof, im Scherz sagte ich zu Niko: „wir bleiben so lange sitzen, bis wir eingeladen werden“
    Keine 10min später wurden wir von ein paar Gästen angesprochen und wir unterhielten uns ganz gut. Plötzlich hatten wir das Gefühl, ein bisschen der Mittelpunkt der Hochzeit zu sein und prompt folgte die Einladung durch den Vater der Braut.
    Wir lehnten dankend ab, immerhin waren wir nicht richtig gekleidet und eine Dusche hatten wir seit Tagen ebenfalls nicht gesehen. Alles verneinen und ablehnen brachte jedoch nichts. Der Brautvater bestand darauf uns als Gäste willkommen zu heißen. Wir nahmen die Einladung schlussendlich an.
    Mit einer riesen Eskorte (ca. 300 Personen) ging es nun zum Haus des Bräutigams wo in alter Tradition das Paar durch die Familie begrüßt wurde und allerlei Konfetti und Bonbons durch die Luft flogen. Gerne hätten wir uns im Hintergrund gehalten, jedoch wurden wir ständig nach vorne in die erste Reihe geschoben, mit Essen und Alkohol überhäuft sowie jeder Person im Raum vorgestellt. Der Brautvater hielt eine festliche Rede und dem jungen Paar wurde ein geflochtener Zopf aus Brotteig über die Schultern gelegt. Wieder gab es eine Rede, viel Essen und Alkohol. Nachdem das Brautpaar feierlich die Schleife an Ihrem neuen Schlafzimmer durchschnitten hatte, ging es nun weiter zur eigentlich Location.
    Wieder machte sich ein enormer Konvoi auf den Weg durch das Städtchen. Dieses Mal jedoch gab es ein kleines Chaos beim ausparken der vielen Autos. Wie vor dem Kloster hatten alle Gäste wild durcheinander geparkt und somit die kleine Straße unpassierbar gemacht. Das Durcheinander gab uns etwas Zeit damit wir unsere bayerische Tracht, die wir aus Spaß mitgenommen hatten, während der Fahrt anziehen konnten. So waren wir zumindest etwas festlicher gekleidet als nur in Jeans und Shirt.
    Die armenische Hochzeit war für uns etwas besonderes, obwohl sie für das noch sehr traditionelle Armenien recht modern war, unterschied sie sich von unseren Hochzeitsfeiern. Ein Moderator begleitete die komplette Feierlichkeit und führte durch eine sehr durchgeplante Party. Für uns hatte es den Anschein, als wäre die Reihenfolge von Reden, Tanzen und Trinken komplett durch getaktet. Den ganzen Abend wurde Essen serviert, angefangen von kleinen Gemüsehäppchen über Kotelette bis hin zum Stör war alles so reichlich vorhanden, dass man sicherlich 100 Personen mehr hätte verköstigen können und was nicht aufgegessen wurde, wurde in kleinen Tellern immer wieder von neuem auf den Tisch gestellt. Am häufigsten wurde Schwein serviert, was auch immer wieder von unseren Tischnachbarn betont wurde. Im Laufe des Abends stellte sich dann heraus, dass unsere Gastgeber viel Wert auf Schweinefleisch legten um zu zeigen, dass sie Christen und keine Muslime waren.
    Neben einem sehr schönen Schleiertanz, den die Braut mit Ihren Cousinen aufführte, gab es selbstverständlich die klassischen Einlagen wie der Tanz des Brautpaares, eine Hochzeitstorte und den Brautstraußwurf. Allerdings wurde der Strauß nicht geworfen. Die Braut bekam verschiedene Bänder von denen sie eins am Strauß festband. Die Restlichen behielt sie in der Hand, die den Strauß hielt. Nun nahm sich jede Jungfrau im Raum ein Band und zog daran. Welche das Band mit dem Strauß bekommen hatte, war symbolisch die nächste Frau die heiraten würde.
    Es gab noch viele traditionelle Elemente, alle jedoch aufzuzählen und zu beschreiben wäre etwas zu viel des Guten. Was uns sehr gut gefallen hat, war ein kleiner Baum an dem diverse Geschenke für Männer und Frauen befestigt waren. Das Brautpaar lief damit zu allen unverheirateten, die einen Kreis um das Paar bildeten, und verteilten Glücksbringer die am Baum befestigt waren.
    So plötzlich wie wir in die Hochzeit hineingerutscht sind, war sie auch zu Ende. Um Mitternacht, die Braut hatte Geburtstag, wurde eine weitere Torte serviert...naja, eher den Gästen gezeigt und schnell wieder weggebracht. Die Gesellschaft trank auf die Braut und in Null Komma Nichts pakten alle Ihre Sachen und verschwanden.
    Wir waren zuerst etwas irritiert, nutzten jedoch die Gelegenheit um erst einmal aus dem Trubel heraus zu kommen. Schon den ganzen Abend über wurden wir von allen möglich Gästen eingeladen bei Ihnen zu nächtigen und Niko hatte dummerweise bei manchen zugesagt. Nun hatten wir das Gefühl mitten in einer kleinen Zankerei zu stecken bei der es darum ging wer uns nun zu sich einladen durfte. Irgendwann gesellte sich der Brautvater hinzu, der mit seinem Alkoholspiegel schon weit über Gut und Böse hinaus war und die Situation wurde für uns etwas anstrengend. Schlussendlich schafften wir es im Trubel des Aufbruchs uns an Vardan zu hängen. Vardan saß zwar nicht bei uns (die Familien des Brautpaares waren strikt getrennt) jedoch hatte er jede Gelegenheit genutzt uns zu unterhalten und nach unserem Wohlbefinden zu schauen. Wir hatten Ihn schnell ins Herz geschlossen und freuten uns über seine Einladung nach Hause, die wirklich von ganzem Herzen kam.
    Wir verbrachten den folgenden Tag mit Vardan und seiner Familie, die uns so herzlich umsorgten und bekochten, dass es uns schwer fiel unsere Reise fortzusetzen. Ein kleiner Trost waren die selbstgemachten Dinge, die uns Vardan als Verpflegung für unsere Weiterreise mit gab.
    Vielen lieben Dank für all Eure Führsorge und das tolle Essen. Wir sehen uns wieder, fest versprochen!! :)
    Nach einer wunderbaren Hochzeit, einer erholsamen Nacht sowie einem leckeren Mittagessen machten wir uns auf den Weg in den Noravank Canyon um dort das gleichnamige Kloster, welches 1105 gegründet wurde, zu besuchen. Nach unserem kleinen Kulturprogramm genossen wir eine Auszeit am kleinen Fluss der von bizarren Felsen flankiert wird, bevor es nun weiter zur Selim Karawanserei ging. Die Karawanserei liegt auf einer der alten Routen der Seidenstraße und diente viele Jahre den Händlern als Rast- und Ruheplatz. Das Gebäude aus Basalt war angenehm kühl und als sich unsere Augen an das Dämmerlicht im Inneren gewöhnt hatten, erkannten wir in der langen Halle die Futteröffnungen für die Packtiere und die zwei Räume für die Reisenden. Fasziniert versuchten wir uns in die Zeit, in der die Seidenstraße einer der wichtigsten Handelswege war, zu versetzen. Es war kaum vorstellbar, dass in diesem Gebäude Mensch, Tier und Waren Unterschlupf fanden – sind wir doch heute ganz andere Ausmaße von Raststätten, Lagerhallen etc. gewohnt.
    Nach unseren ganzen Ausflügen in die Epochen von Handel und Klöster war es nun an der Zeit ältere Orte zu besuchen. Zorats Karer war ein guter Anfang dafür. Das „Stonehenge von Armenien“ datiert zurück bis in die Bronzezeit umfasst neben alten Gräbern 230 aufrecht stehende Steine. An diesem Tag waren wir die einzigen Besucher und so konnten wir die Komposition zwischen den mystischen Steinen und der kargen Landschaft ungestört auf uns wirken lassen. Langsam lösten sich die Druiden, die in unserer Vorstellung zwischen den Steinen umherwanderten auf und wir erreichten das kleine Dörfchen Khndzoresk.
    Unterhalb des ruhigen Ortes eröffnet sich eine Schlucht an deren Fluss sich Felsen aus Tuffstein schmiegen. In den weichen Stein wurde vor vielen Jahren Wohnungen getrieben.Inmitten der Höhlenstadt liegt idyllisch eine kleine Kirche mit Gemüsegarten, die von einem einzelnen Mönch gepflegt wird. Die wenigen Wohnhöhlen, die noch zugänglich sind, werden zum größten Teil als Ställe oder Lagerräume genutzt und so erschreckten wir während unserer Besichtigung einige kleine Kälber, die mit Ihren funkelnden Augen im Dunkeln eher wie ein außerirdisches Monster wirkten. Die Höhlenstadt ist zwar etwas abgelegen, aber sie ist auf alle Fälle ein Besuch wert und sollte, wenn man in Armenien ist, nicht ausgelassen werden.
    Nachdem Highlight ging es schnurstracks zur Teufelsbrücke. Immer in Richtung des Flusses Vorotan führte unser Weg durch wunderschöne Eichen- und Kastanienwälder die abrupt an einer gewaltigen Felskante abbrechen und den Blick freigeben auf den sich im Tal windenden Vorotan. Nun ging es über Serpentinen hinab ins Tal zur berüchtigten Teufelsbrücke. Laut unserer Info gab es dort unten im Tal eine Mineralwasserquelle, die den umliegenden Wänden der Schlucht schillernde Farben wie Pink und Grün verpasste. Über Jahrhunderte sollten sich dort enorme Terrassen gebildet haben in denen man in heilenden Wasser baden könne. Alles mit einem Flair als würde man sich in einer Open Air Tropfsteinhöhle befinden.
    Was wir jedoch antrafen war alles andere als spektakulär. Die kleine Klamm war wunderschön mit Beton zugänglich gemacht worden und damit niemand in den Fluss fallen kann, zäunten hübsche grüne Stahlgeländer das komplette Areal ab. Zwar gab es noch ein Becken in dem man baden konnte, aber dies glich eher einer Sowjetbadewanne in der stinkendes trübes Wasser zu finden war. Nur auf dem vom WWF angebrachten Schild erkannte man die ursprüngliche Schönheit dieses Ortes.
    Vollkommen enttäuscht, fuhren wir weiter zum Kloster Tatev, welches als das bedeutenste Architekturdenkmal Armeniens bekannt ist. Das Kloster und die wunderschön restaurierte Ölmühle wischten unsere Enttäuschung in Null Komma nichts weg und war als letzte Etappe ein gelungener Abschied von Armenien.  
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    Ravty steht für unsere Lust nach Reise & Abenteuer. Namensgeber sind unsere zwei Stubentiger Raven & Tyson, nach denen wir unter anderem unseren kleinen, gelben Landcruiser benannt haben. weiter...

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